Italien diskutiert wegen Hitze über Verlängerung der Schulferien

Simone-Clio

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Für ihre zwölf bis 13 Wochen Sommerferien werden Schüler und Lehrer in Italien in ganz Europa beneidet. Im Europa-Vergleich liegen sie auf der Spitzenposition. Angesichts der hohen Temperaturen fordern einige Verbände in Italien jetzt, die Sommerferien um weitere drei Wochen bis Anfang Oktober zu verlängern.
Zugleich rief der Verband Bildungsminister Giuseppe Valditara auf, die Möglichkeit einer Änderung des Schulkalenders zu prüfen, "um angesichts der hohen Temperaturen mögliche Krankheiten sowohl bei Schülern mit gesundheitlichen Problemen als auch bei Lehrern zu vermeiden, deren Durchschnittsalter laut Statistik oft hoch ist". "Wir glauben, dass es notwendig ist, auf das Thema zurückzukommen, um angemessene und rechtzeitige Lösungen zu finden", schrieb Verbandspräsident Romano Pesavento.
 
Halte ich für sehr problematisch, denn berufstätige Eltern müssen sich dann noch länger um Betreuung kümmern.
 
Typischerweise eine Forderung der Lehrerverbände. Die Nöte der Eltern sind vielen Lehrerverbänden , wie auch während Corona zu bewundern war, ziemlich gleichgültig. Da gabs ja auch bei uns Lehrerverbände die die Schulschließungen wegen Corona am liebsten niemals aufgehoben hätten. Um dann im Homeoffice möglichst wenig zu tun. Ich weiß, das hört sich jetzt böse an aber wir haben mehrere Lehrerinnen in der Verwandtschaft und Bekanntschaft und die bestätigten das schon damals durchaus.
 

Andererseits gibt es zahlreiche Elternverbände, die darauf hinweisen, dass die 3-monatige Schließung der Schulen von Anfang Juni bis Anfang September zu lang ist. „Die hohen Kosten der Kinderbetreuung im Sommer werden vollständig auf die Familien abgewälzt. Kein Elternteil hat 3 Monate lang Urlaub. Die Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, sind für diejenigen, die Kinder haben, einfach zu groß“, hieß es in einer Petition von Eltern, die bereits 60.000 Unterschriften gesammelt hat.
„Die langen Ferien vervielfachen die Ungleichheiten, fördern den Verlust der kognitiven und relationalen Fähigkeiten von Mädchen, Buben und Teenagern und erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für viele Eltern“, heißt es in der Petition.

Auch die Kinder bekommen mehr Streß.
 
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Ich kann den Elternverbänden nur zustimmen. Die überlangen Ferien - ein Relikt aus den Zeiten, als die Kinder im Sommer bei der Ernte helfen mussten- sind ein Anachronismus und auch für die italienischen Eltern heute eine Zumutung.
Die längsten Sommerferien heute in Europa gibt es allerdings nicht in Italien sondern in Lettland. Minimum 3 Monate, also 13-14 Wochen. Und mit übergroßer Hitze hat das dort bestimmt nichts zu tun.
 
Der Lehrstoff für das kommende Schuljahr steht längst fest und die Kinder Schüler hätten dann deutlich weniger Zeit. Das wäre für schwächere Schüler sicherlich ein großes Problem.
 

Artikel von Dominik Straub am 27.8.2024

Die Forderung der Lehrerinnen und Lehrer nach einer Verlängerung der Sommerferien bis in den Oktober erscheint politisch ziemlich chancenlos. Und letztlich zielt sie am Kern des Problem vorbei: Das Problem sind nicht der Klimawandel und die immer länger und häufiger werdenden Hitzewellen, sondern der desolate Zustand eines großen Teils der italienischen Schulhäuser. Ventilatoren gibt es kaum, Klimaanlagen schon gar nicht. Die Fenster sind meist schlecht isoliert und lassen sich mitunter kaum öffnen und wieder schließen. Auch die Wände, Decken und Dächer sind oft in einem erbärmlichen Zustand; gelegentlich müssen ganze Schulhäuser wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Und während es im Sommer in den Schulhäusern zu heiß ist, wird es im Winter oft zu kalt.
 
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