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Entgegen der gern zitierten Marx‘schen Etikettierung Wagners als eines deutschen „Staatsmusikanten“ darf man mit Friedrich Nietzsche behaupten, „dass er nirgendwo weniger hingehört als nach Deutschland; ... sein ganzer Typus steht unter Deutschen einfach fremd, wunderlich, unverstanden, unverständlich da“. Schon seinem Jugendfreund Theodor Apel hatte er gestanden: „Hinweg aus Deutschland gehöre ich!“ Es ist der rote Faden, der sich durch sein ganzes Leben zieht. Wie der Konflikt zwischen Lust und Lustfeindschaft kennzeichnet auch der Gegensatz von Süden und Norden Wagners gesamtes Œuvre, seine fluchtartigen Reisen von Deutschland in den Süden Italiens sollten immer wieder das winterliche „Scheiß-Klima“ Bayreuths aufhellen.
Nach einer Silvesterfeier mit Freunden in München verließ Wagner mit Familie und Personal Deutschland, um erst im Spätherbst 1880 zurückzukehren. Am 4. Januar 1880 trafen die Wagners in Neapel ein und bezogen die Villa d‘Angri am Posilippo nahe dem Meer, mit prachtvoller Aussicht auf die Stadt und den Golf. Wagners Begeisterung über Neapel kannte keine Grenzen. „Neapel ist meine Stadt, hol der Teufel die Ruinen, hier lebt alles“, so rief er, laut Cosimas Tagebuch, am 16. Januar 1880 aus. Am 20. August entfuhr ihm gar die Behauptung: „Bayreuth war ein Unsinn!“ Wagner genoss Neapel in vollen Zügen. Es war für ihn, wie er in einem Brief an Ludwig II. bekannte, „die schönste und unvergleichlichste Stadt der Welt.“ Immer wieder verglich Wagner Neapel mit Venedig. „Neapel ist ein Rausch – Venedig ein Traum“, erklärte er Cosima am 19. November 1880, zweieinhalb Jahre vor seinem Tod. Die Rückkehr in den traurigen Norden über Rom, Florenz und Siena unterbrach man wiederum mit einem Aufenthalt in Venedig. Am 4. Oktober 1880 traf er mit Cosima und den Kindern im Hotel Danieli ein, am 6. Oktober wurde der am Canal Grande gelegene Palazzo Contarini bezogen.
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