Italien: Phlegräische Felder: Supervulkan bei Neapel kann jederzeit ausbrechen

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„Viele Experten wissen, dass die Gefahr einer katastrophalen Eruption besteht – trotzdem werden weiterhin weniger heimtückische Szenarien entworfen“, betont der Fachmann. Auch der Bürgermeister der Stadt Pozzuoli nordwestlich von Neapel sieht Handlungsbedarf. Das Szenario bei einem Ausbruch der Campi Flegrei müsse rasch überprüft und neben dem kommunalen Evakuierungsplan in einen nationalen Plan umgesetzt werden. Er warnt vor einem „Spiel mit dem Feuer“.
 
Am frühen Mittwochmorgen (27. September) wurde die Region um die süditalienische Stadt Neapel von einem Erdbeben mit der Stärke 4,2 heimgesucht. Das teilte das Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia mit Sitz in Rom mit. Das Epizentrum des Erdbebens sei in den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) verortet worden – einem Gebiet mit hoher vulkanischen Aktivität, rund 20 Kilometer vom Vesuv entfernt.
 
Lokale Medien berichteten, dass eine Gruppe von Krankenhäusern der Region am Freitag mit Evakuierungstests begonnen haben, um sicherzustellen, dass sie auf stärkere Beben oder Eruptionen vorbereitet sind. Das letzte Mal, dass die Campi Flegrei von einer vergleichbaren Anzahl von Erdbeben heimgesucht wurde, war in den 1980er-Jahren. Damals wurden etwa 40.000 Menschen vorübergehend aus dem nahe gelegenen Pozzuoli evakuiert.
 

In einer Studie entdeckten Forscher des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), dass die Fläche des Supervulkans in Italien bereits anfällig für Risse sei. Das mache einen Ausbruch wahrscheinlicher. Nun erklärt nach Bericht der Heute.at Nello Musumeci, der Minister für Zivilschutz in Italien: „Nach Auffassung der Kommission Großrisiken des Zivilschutzes haben sich Hinweise verstärkt, dass an den Erdbeben und an der Hebung des Bodens auch Magma beteiligt ist.“
 

Falls es zum Ausbruch kommen sollte, will die italienische Regierung vorbereitet sein. Schon seit einigen Jahren gibt es Pläne zur Evakuierung der Region. Weil diese allerdings veraltet sind, hat die Regierung neue Maßnahmen erarbeitet: Das "Campi-Flegrei"-Dekret, einen Erlass im Fall eines Ausbruchs der Phlegräischen Felder.

Sollte es zu einem Ausbruch kommen, so sieht der Evakuierungsplan der Regierung eine "Vor-Alarm" und eine "Alarm-Phase" vor. In der "Vor-Alarm"-Phase können Anwohner freiwillig ihre Häuser verlassen und werden dabei staatlich unterstützt. In der "Alarm-Phase" müssen alle Personen in der roten Zone das Gebiet verlassen. Für diese Phase sind 72 Stunden, also drei Tage, vorgesehen.
 

... erschüttert. Viele Bewohner fürchten, dies seien Vorzeichen für einen Ausbruch des Supervulkans. Die Leute bereiten sich sicherheitshalber vor: „Wir sind in 10 Minuten abfahrbereit“, sagt eine Mutter von 2 Kindern.

Auf dem Festland lässt sich das Risiko am ehesten in der Hafenstadt Pozzuoli ahnen, ein paar Kilometer vom Fußballplatz entfernt. Auf dem Kraterfeld Solfatara blubbert die Erde vor sich hin, Rauch zieht nach oben, der Wasserdampf ist mit Kohlendioxid und Schwefel versetzt – daher der Faule-Eier-Gestank. Bis vor ein paar Jahren war die Solfatara eine Touristenattraktion. Seit 2017, als ein Paar mit 11-jährigem Sohn auf dem Feld ums Leben kam, ist sie Sperrgebiet. Das Spektakel lässt sich jetzt nur noch von einem Hügel aus betrachten. Daneben steht ein Luxushotel mit Blick weit hinaus aufs Meer.

Vor 39.000 Jahren war dies der Schauplatz der größten vulkanischen Eruption der letzten Hunderttausend Jahre auf dem europäischen Kontinent. Damals wurde in weiten Teilen des heutigen Süditaliens fast alles Leben vernichtet. Die Asche flog bis aufs Gebiet des heutigen Russlands. Aus diesen Zeiten hat die Bezeichnung Supervulkan für die Campi Flegrei ihre Berechtigung. Supervulkane zeichnen sich durch eine besonders große Magmakammer und enorme Gewalt aus: Anders als normale Vulkane explodieren sie regelrecht.
 
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