Rätseln, um das Rom-Gedächtnis zu trainieren

Vielleicht stand ich schon einmal vor der Gedenktafel des Gesuchten in einer Kirche in der Nähe des Corso?
Der Gesuchte bewunderte wohl Caravaggio und den nächtlichen Sternenhimmel.
Vielleicht aber befinde ich mich auch auf einem Irrweg, denn das Rätsel ist nicht so leicht zu lösen.
Bin gespannt, wen Du meinst. Der Gesuchte war, bevor er in Frankfurt seine vier letzten Schriften drucken ließ, in Helmstedt, wo es zu dieser Zeit eine durchaus renommierte Universität gab, und zuvor u.a. auch in Wittenberg. Wenn man in Rom ist, kann man bei ihm, wenn man weiß, wo man suchen und schauen muss, ein kleines Porträt eines nicht ganz unbekannten Romreisenden finden, der nach seiner Romreise von Wittenberg aus die europäische Welt in seinen Grundfesten erschütterte.
 
Ja, das stimmt wohl, man kann ihn ihn Rom dort sehen, wo dentaria Puntarelle kauft.
Der von mir als gesuchter Vorgeschlagene lebte zur gleichen Zeit und war vor Rom auch in Venedig.
Für den Venediger Mocenigo gilt auch der Sinnspruch: „Der schlimmste Hund im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant“.
 
@tacitus: Ich vermutete Adam Elsheimer, der 1598 iin Venedig war. Mit Mocenigo hatten er aber wohl nichts zu tun.
 
Ihr wart alle sehr ideenreich und habt es natürlich auch erraten: wir treffen Giordano Bruno, dem in Rom nicht nur um das Herz warm geworden ist , ;)
... bist du an einem Ort an dem es für den Gesuchten warm ums Herz wurde?
der ebendort auf dem Campo de' Fiori am 17. Februar 1600 sein Leben auf dem Scheiterhaufen lassen musste.

Der Titel eines Vortrages (den ich leider nicht hören konnte) „dz er sein pfennig anderstwo verzere“ machte mich vor kurzem darauf neugierig, was wohl dahinter steckt.


(Institut für Stadtgeschichte)
Im Sommer 1590 reiste Giordano Bruno von Helmstedt nach Frankfurt. Seine Bittschrift, im Haus des Druckers Johann Wechel ein paar Wochen wohnen zu dürfen, wurde vom Rat der reichen und mächtigen Handelsstadt


abschlägig beschieden (wie schon weiter oben zitiert: „Soll mann Ime sein pitt abschlag(en) vnd sag(en), dz er sein pfennig anderstwo verzere.“). Warum ist nicht überliefert, vielleicht war die „schlechte Rede" über Bruno der Grund für die Absage. Wechel bracht ihn dann im Karmeliterkloster unter (vermutlich war das Kloster mangels Stiftungen auf Einnahmen aus der Beherbergung von Fremden angewiesen).

In Frankfurt überwachte Bruno den Druck seiner „Frankfurter Triologie“, reiste aber kurzfristig Anfang 1591 nach Zürich um dort Privatvorlesungen zu halten.


Im Frühjahr 1591 kehrte er nach Frankfurt zurück. Neben der „Ffter Trilogie“ wurde auch eine Abhandlung zur Gedächtniskunst fertiggestellt, so dass seine vier letzten Schriften in Frankfurt gedruckt worden sind.

(dazu auch: Frankfurter Personenlexikon)

Nachdem es mit einem Lehrstuhl an der Universität Padua nichts wurde, nahm er die Einladung vom venezianischen Adligen Zuane Mocenigo an und reiste nach Venedig.
(Ob Zuane Mocenigo im Palazzo Mocenigo gelebt hat weiß ich nicht, aber das Familienwappen findet sich dort an vielen Stellen, sogar auf dem schönen Terrazzoboden.)


Giordano Bruno unterrichtete den Provveditore in „Gedächtniskunst“, aber vermutlich hatte Mocenigo sich mehr erhofft – die Unterweisung in „magische Künste“ blieb aus – und schon nach kurzer Zeit denunziert er Bruno bei der Inquisition, so dass er am 22. Mai 1592 verhaftet wurde.

Der Prozess wird eröffnet, Bruno nach Rom überstellt und in den Kerker der Engelsburg gebracht. Das Ende von Giordano Bruno kennen wir: nach jahrelanger Inhaftierung und verzögertem Prozessverlauf wurde er verurteilt und am 17.2.1600 auf dem Campo de' Fiori in Rom als Ketzer verbrannt.


Und so werfen wir jedesmal, wenn wir über den Markt flanieren, einen Blick hoch zu seinem Denkmal. Dort steht er mit dem Buch in den Händen, eingehüllt in seinen Mantel und schaut, unter der tief in das Gesicht gezogenen Kapuze, auf das Geschehen auf den Campo.

Ich danke allen, die mit auf "der Suche" waren. Es hat Spaß gemacht, mit euch auf "deutsch-römischen" Spuren unterwegs zu sein.
 
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