Reisebericht Ministrantenwallfahrt 1.-7.8.2010 nach Rom

brischmoll

Legionär
In der ersten Augustwoche gemeinsam mit 53 ooo Jugendlichen in Rom? Das klingt anstrengend, war es auch, und trotzdem sehr schön!
Unsere (39 Jugendliche und 10 Erwachsene) Busfahrt begann in Wr.Neustadt (Niederösterreich) am Nachmittag, Aufenthalt in St.Paul im Lavanttal (Kärnten) und dann durch die Nacht nach Rom.
Einige Schwierigkeiten (unser ungarischer Busfahrer konnte kaum Deutsch, schon gar nicht Italienisch, war offensichtlich noch nie in seinem Leben in Italien geschweige denn in Rom, konnte mit dem Navi nicht umgehen, besaß keine Landkarte, keinen Stadtplan,....) wurden letztendlich gemeistert (vor allem durch zahlreiche Zurufe aus den ersten Busreihen: "jetzt rechts, jetzt links, jetzt gerade aus Neiin!! Achtung! Stehenbleiben, Umdrehen!!,...) und gemäß dem alten Sprichwort, nach dem sowieso alle Wege dorthin führen, kamen wir morgens in Rom an.
Nach Frühstück und kurzer Pause in unserem schönen Quartier ganz in der Nähe des Vatikans ging es gleich Richtung Petersplatz und - nachdem einige auch noch den wunderbaren Campo Santo Teutonico besucht hatten - auf die Kuppel des Petersdoms. Ganz wider Erwarten hatten auch noch zahlreiche andere pilgernde Ministranten und "Normaltouristen" die gleiche gute Idee, sodass dieser erste - im wahrsten Sinne - erste "Überblick" über Rom hart erarbeitet aber wohl verdient war.
Nach Mittagessen in einer namenlosen kleinen Bar und Rast quetschten wir uns zu fünfzigst in einen 64-er Bus (capolinea bei der Staz. San Pietro) um über die P.Venezia nach San Pietro in Vincoli zu gelangen, wo für abends das erste Österreichertreffen und Abendgebet geplant war. (Daher war hier natürlich keine richtige Besichtigung möglich).
In kleineren Gruppen kehrten wir auf verschiedenen Wegen zum Abendessen in Vatikannähe und zum Quartier zurück. Das Essen im Restaurant "Papa Rex" war für unsere große Gruppe vorreserviert worden, war sehr gut und alles klappte vorzüglich.
Da ich seit vielen Jahren einen guten Freund habe, der Römer ist, war es mir wieder eine große Freude, ihn nach kurzem Anruf auf der P.Navona kurz zu treffen (Caffe' im Tre Scalini).
Nach der vorhergegangen Nachtfahrt im Bus waren alle recht müde und zeittig im Hotel.
Was in dieser Woche sehr besonders war (ich war schon öfters unvernünftigerweise im August in Rom): die Hitze und Luftfeuchtigkeit untertags war einigermaßen erträglich, in der Nacht hat es auch ein bisschen abgekühlt, sodass die Nachtruhe sehr angenehm war.
(Nun hoffe ich noch, dass mein Reisebericht an der richtigen Stelle im Forum erscheint und ich es morgen oder in den nächsten Tagen auch schaffe, eine richtige Fortsetzung zu schreiben - ich hoffe dann ev. auf Expertenhilfe! Danke!)
 
Hallo Brischmoll,

vielen Dank für den Beginn Deines Berichtes über die Ministrantenwallfahrt nach Rom. Ich bin schon gespannt wie´s weitergeht mit so vielen Jugendlichen in Rom :nod:

Dein Reisebericht ist genau an der richtigen Stelle, es sei denn Du hättest ihn hier unterbringen wollen:

kids@rom

Aber Spaß beiseite ;)
und liebe Grüße

Lizabetta
 
Moin - Moin brischmoll!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Beginn Deines Berichtes

Ich freue mich schon demnächst mehr über Euren Aufenthalt zu erfahren


Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo!

Aus "unserer" Gemeinde waren einige Ministranten auch dort!!!

Was ich in unserer Zeitung über diese Reise gelesen habe, war sehr interessant!

Mit einer Mutter einer Messdienerin werde ich diese Woche telefoniere, ich bin mal gespannt, wie es dem Mädchen gefallen habe!

KKM
 
Hallo brischmoll,
das finde ich prima, dass Du diesen besonderen Rom-Reisebericht hier einbringst! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Gruß
Pasquetta
 
2. Tag der Ministrantenwallfahrt

Unser zweiter Tag in Rom begann mit einem Erlebnis der besonderen Art.
In aller Herrgottsfrüh machten wir uns eiligst auf zum Petersdom, wo unsere mitreisenden Geistlichen für acht Uhr einen der Seitenaltäre reserviert hatten, um dort die Hl.Messe zu feiern.
Trotz der frühen Morgenstunde waren aber offensichtlich schon sämtliche in Rom weilenden Pilgerinnen und Pilger sowie die meisten Touristen unterwegs und strebten ebenfalls der Hauptkirche der Christenheit zu.
Drinnen war der eigentlich für uns vorgesehene Seitenaltar beim Grabmal Leos des Großen leider nicht zugänglich, da dieser Teil des Domes (ab dem Berninialtar ) abgesperrt war. Wir bekamen also nach einer kleinen Wartezeit, die eher das Gefühl vermittelte, in einer riesigen Abfahrtshalle eines Hauptbahnhofes zu stehen, so rege war das Kommen und Gehen, einen anderen Seitenaltar zugewiesen.
So feierten wir also hier die Hl.Messe. Einerseits ist es sicher ein besonderes Erlebnis, im Petersdom die Messe zu feiern, andererseits war es sowohl für die Kinder = Ministranten als auch vielleicht für die schon etwas gefestigteren Erwachsenen einigermaßen schwierig, sich zu konzentrieren und echte religiöse Gefühle aufkommen zu lassen.
Was jetzt auf uns einstürmte, war eine Art "Sakral-Tsunami". Es wurden nämlich an sämtlichen verfügbaren Seitenaltären von verschiedenen Gruppen ebenfalls Messen gefeiert, immer zeitlich etwas versetzt, sodass es ständig von allen Seiten von Gesängen und Gebeten widerhallte. Mühsam um Andächtigkeit ringend waren wir außerdem umzingelt von hauptsächlich japanischen Touristinnen, die jede Bewegung der Priester begeistert fortographierten.
Nachher machten wir noch einen Rundgang, da ja die meisten unserer Ministranten den Dom nicht kannten, das war aber durch den gewaltigen Besucheransturm einigermaßen schwierig.
Wir verließen den Dom, teilten uns dann in Kleingruppen auf, und ich für meinen Teil fand, eine Stärkung könnte jetzt nicht schaden. So gingen wir ein Stück durch den Borgo, um die Bäckerei Dolce Maniera in der Via Barletta aufzusuchen, und uns dort an den Köstlichkeiten, die noch dazu äußerst preiswert sind, zu laben.
Außerdem stand uns weiterhin der Sinn nach sehr weltlichen Dingen, wir fuhren also mit der Metro zur P. del Popolo, betraten die Stadt nach klassischer Art einmal durch die Porta Flaminia und erkletterten dann den Pincio.
Ab dann hatten wir's touristisch eher untypisch eilig. Der Grund liegt in einem Etablissement, das heutzutage wirklich jedes Kind kennt, (das große "M" ist wahrscheinlich der Buchstabe, den auch schon jedes Kindergartenkind lesen kann), und dessen erste römische Filiale in den Achzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in der Nähe der Piazza di Spagna eröffnet worden war.
Nun, man kann zu den dort verabreichten kulinarischen Genüssen stehen wie man will, einen großen Vorteil hat besagtes Lokal, und den wollten einige unserer Teilnehmer dringend nutzen: es gibt saubere WCs.
Da auch das "Haus der Monster" in der Via Gregoriana, das sonst ein nettes Fotomotiv abgibt, diesmal vollständig eingerüstet war, eilten wir zügig die Spanische Treppe hinab (wäre sie nicht von vielen unseresgleichen bevölkert gewesen, wäre sie direkt kahl gewesen - es gab nämlich keine Blumen). So sicherten wir uns, da es noch knapp vor Mittag war, die besten Plätze in dem beliebten Jugendlokal mit international identem Kulinarikangebot, außerdem hatten wir die beste Aussicht auf die WCs. (Für einige von den Kids hatte es irgendwie auch etwas mit Heimat zu tun - ohne dass ich mich darüber lustig machen will!!).
Solchermaßen an Leib und Seele sowohl erleichtert als auch gestärkt, wollten wir die mondänen Einkaufsstraßen ein wenig erkunden, ein Espresso für die Erwachsenen im Caffe Greco war auch drin (dem Keats and Shelley-Memorial rechts der Scalinata die Spagna und dem Babbington's Tearoom links davon durfte ich allerdings nur zwei Seitenblicke zuwerfen.)
Dann spazierten wir zur Fontana die Trevi, zum Pantheon, über die Piazza Navona und durch die Gässchen im Tiberknie bis zur Ponte Sant'Angelo und wieder zurück zum Petersplatz.
Dort fand dann eine internationale Abendveranstaltung für die Ministranten statt, der wir nur kurz und am Rande beiwohnten, da alle schon so müde waren...
Wies am nächsten Tag weiterging und was es mit den vielen bunten Halstüchern, die in diesen Tagen in Rom überall zu sehen waren, auf sich hatte, erzähl ich beim nächsten Mal.
 
Sakral-Tsunami

Das ist der passende Begriff. Als weiteren schlage ich vor:

Sixtina-Tsunami.

Damit für immer und ewige Zeiten den Leuten klar werden möge, was sie dort erwarten kann.

Gottseidank geht dabei nichts kaputt.
 
ein schöner und locker geschriebener Bericht, vielen Dank :nod:

Grüße
Annie
Dem ist sachlich nichts hinzuzufügen :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: Dein Bericht hat mir wirklich Spaß gemacht :!: (redaktionell vielleicht eine Bitte: Absätze würden das Lesen erleichtern ! ;))

Gruß

Friedrich
 
Diesen Bericht verfolge ich mit besonderem Interesse, da die Rückmeldung von dieser Megaveranstaltung bei mir bisher mit vielen negativen Tönen ankamen. Nach diesem Bericht habe ich aber den Eindruck, dass dies auf Unzulänglichkeiten der Organisation der Einzelgruppen zurückzuführen ist.
Besonders zutreffend finde ich die Beschreibung der Atmosphäre im Petersdom. Das ist ja noch eine Steigerung meiner bisherigen Kommentare.

Danke für die ganz besonderen Eindrücke mit den Kids. Ich werde auch die Fortsetzung geniessen.

LG Ludovico
 
Dritter Tag der Ministrantenwallfahrt

Und wieder eilten wir frühmorgens zum Petersplatz! Für 10 Uhr vormittags war die Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI geplant.
So machten wir's uns unter 53 000 anderen Minis aus ganz Europa gemütlich, um auf die Ankunft des Hl.Vaters zu warten. Diese gestaltete sich dann auch unter blauem römischem Himmel gebührend spektakulär, da der Papst mit einem großen, schneeweißen Helicopter von seinem Urlaubsdomizil Castel Gandolfo eingeflogen wurde. Nach einer filmreifen Runde über dem Petersplatz landete der Hubschrauber im Vatikan, der Papst stieg in's Papamobil um, fuhr mehrere Runden über den Petersplatz und dann die Stufen (!) hinauf zum Dom.
Eine internationale Musikband umrahmte die Ansprache Papst Benedikts, auch einige Kardinäle sprachen zu den Ministranten, Lieder wurden geminsam gesungen, der päpstliche Segen beendete diese Veranstaltung.

Das Bild, das die ca 53 000 Kinder und Jugendlichen auf dem Petersplatz geboten hatten, war ein buntes, da jeder schon am Beginn der Wallfahrt ein Halstuch bekommen hatte, jedes Land eine andere Farbe. Wir österreicher hatten gelbe, die Schweizer grüne,...usw.
Die Mehrzahl der Teilnehmer, nämlich die Deutschen mit 45 000, hatten cremeweiße Tücher bekommen(offiziell wurde die Farbe "vanille" genannt, weniger wohlmeinende sagten "schmutzigweiß"). Überall in der Stadt, wo man sich begegnete, erkannte man sich an den Halstüchern, die auch begehrte Tauschobjekte waren. Die bunten vor allem! Die Besitzer der in der Überzahl vorhandenen "vanillefärbigen" taten sich da etwas schwerer....Papst Benedikt hatte das einzige reinweiße Tuch bekommen, ob er mit wem getauscht hat, ist nicht bekannt...
Die Stimmung war gut bei dieser Veranstaltung, das Wetter herrlich. Es war zwar heiß, doch die Großwetterlage oder die göttliche Vorsehung sorgten dafür, dass auch hin und wieder ein angenehmes kühles Lüftchen wehte.
Das Mittagessen war für unsere Gruppe in einem Restaurant in der nahen Via del Mascherino im Borgo vorbestellt worden. Obwohl es dort irgendwie zu einer Verwechslung gekommen war, wurden wir im Ristorante Venerina auch als große Gruppe mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt und haben gut gespeist.

Für den Nachmittag hatten wir einen Besuch der Domitilla-Katakomben geplant.
Da der uns zugeteilte begnadete Buschauffeur (offensichtlich ein von den Soproner Verkehrsbetrieben ausgeliehener Aushilfsfahrer) auch nach längerer Wartezeit und mehreren Telefonaten völlig außerstande war, uns von einem vereinbarten Treffpunkt abzuholen und zum gewünschten Zielort zu bringen, fuhren wir mit mehreren Taxis zur Via Appia Antica.
Die Katakomben wären eigentlich sehr eindrucksvoll gewesen, durch den Teil der zahllosen unterirdischen Gänge, der zu besichtigen ist, wurden wir aber mehr gehetzt als geführt.
Wieder ans Tageslicht zurückgekehrt, wunderte es uns nur mehr wenig, als uns der Busfahrer telefonisch mitteilte, er sei bereits ins Hotel zurückgekehrt und könne uns nicht abholen....
So nahmen wir einen öffentlichen Bus bis zum Bahnhof Ostiense und von dort die Bahn bis zur Staz. San Pietro.
Ein anstrengender, aber schöner Tag der wieder einmal bewiesen hat, dass sowohl eindrucksvolle und angenehme Erlebnisse, als auch gemeinsam gemeisterte Schwierigkeiten sehr verbindend sein können.
Eines zeigte sich dann am Abend im Quartier dann auch deutlich: Die jugendlichen "Schlafstörungen", die die Kids anfangs der Woche bis Mitternacht oder länger wachgehalten hatten (eine Gruppe Dreizehnjähriger hatte mir am ersten Abend erklärt:"Männer schlafen nicht, die rasten nur!"), waren an diesem Abend völlig ausgeheilt: Alle fielen todmüde in ihre Betten!
Und was können sich Begleitpersonen auch besseres wünschen!
 
Danke für die interessante Fortsetzung.
Von der Heli-Runde des Papstes habe ich auch gehört. Er soll deutlich zu sehen gewesen sein.
Sehr überrascht bin ich von der extrem großen Anzahl der deutschen Ministranten. 45/53 ist schon ein erschlagend großer Anteil. Wo waren denn die Polen, Italiener, Spanier etc.?

fragt sich
Ludovico
 
Österreicher waren mit ca 2000 die zweitmeisten, Italiener waren überhaupt kaum da, ein paar Ungarn, Schweizer, Spanier, ...etc.
(Das liegt wohl an der Organisation der Internationalen Ministrantenvereinigung, die in Deutschland gegründet wurde und dort am stärksten vertreten ist).
liebe grüße, brischmoll
 
Vielen Dank für den Bericht, den ich gern gelesen habe.

Die Katakomben wären eigentlich sehr eindrucksvoll gewesen, durch den Teil der zahllosen unterirdischen Gänge, der zu besichtigen ist, wurden wir aber mehr gehetzt als geführt.

Diese Erfahrung habe ich 2007 in der Domitilla Katakombe auch gemacht und waren mehr als enttäuscht. Die Konsequenz, die wir daraus gezogen haben: kein Katakomben-Besuch mehr bei einer Romexkursion - in der Zeit kann man Sinnvolleres unternehmen.

Viele Grüße
Claude
 
Oh! Da mir die letzte Führung in den Calixtus Katakomben vor zwei Jahren nicht zugesagt hat, hatte ich die Domitilla Katakomben als Alternative ins Auge gefasst. Dann vielleicht doch nach langer Zeit mal wieder die Priscilla-Katakomben. Ist aber nur relevant, wenn wir wieder jemand im Schlepptau haben, der gerne eine Katakombe besichtigen will.

LG Ludovico
 
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