Rom und seine Münzen

Jaja.;)Extrem selten, zu einem gescheiten Stempelschneider hats seinerzeit nicht gereicht und zur Strafe ruiniert der Herr heutige Sammler. Da müsste mir jemand meine Pension aber gewaltig aufstocken:D;)
 
Das war im Bestfall ein Legionär mit einem VHS-Crashkurs.

Im Zweifel wurden diese Usurpatoren von einer einzigen Legion zum (Gegen)kaiser ausgerufen. Es ist schon beachtlich, dass man innerhalb dieser Truppe überhaupt die Fertigkeit aufbrachte, doch halbwegs brauchbare Münzen herzustellen.

Für mich persönlich beruhigend: Diese kurzlebigen Usurpatoren waren allermeistens historisch nicht besonders "wertvoll". Die einzigen, die mich interessieren, sind Pescennius Niger (als Gegenspieler des Septimius Severus) und Laelianus aus dem gallischen Sonderreich. Beide sind aber erreichbar und spielen noch in anderen Ligen.
 
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Häufig wurden ja die Münzen irgendeines Vorgängers oder Gegenkaisers genommen und überprägt. Hohe Qualität gabs da nicht mehr.
Wie schon gesagt, im dritten Jahrhundert hat zeitweise jede Legion ihren eigenen Kaiser ausgerufen. Wirklich beendet wurde das Ganze erst unter Diokletian, aber das Imperium war da schon massiv geschwächt und auf dem absteigenden Ast. Eigentlich schon ab Commodus, wenn man ehrlich ist. Aber die Agonie des Reiches dauerte immer noch mehr als 250 Jahre und es gab immer wieder Erholungsphasen. Das dunkle Mittelalter dräute schon am Horizont, aber es war noch nicht da.
 
Ich freue mich, heute mal etwas besonderes zeigen zu können... nämlich einen der "schweren Jungs".

Vor Einführung der Denar-Währung wurde zwar auch Silber ausgemünzt, aber die Kurant-Währung der Römer war Bronze. Das heisst, die massgeblichen Münzen mussten dem Wert des Metalls in entsprechendem Gegenwert entsprechen.

Die ersten, von Rom ausgegebenen Münzen in der uns geläufigen Form bestanden u.a. aus Bronze und fussten auf der römischen Libra, also dem Pfund, das mit fetten ca. 326 Gramm zu Buche schlug. Die damals, Anfang des 3. Jh. v.Chr. ausgegebenen Münzen erreichten tatsächlich dieses Gewicht, aber im Laufe der Jahre fand mehr und mehr eine Abwertung statt. Massstäblich war der Libral-As - ein schwerer Junge mit entsprechendem Gewicht, und seinen Untereinheiten.

Doch kurz vor bzw. zu Beginn des ersten punischen Krieges änderte sich die Münzpolitik grundlegend. Rom brauchte Geld - vor allem aber Metall zur Herstellung von Kriegswaffen. Folglich änderte sich auch das Gewicht der Münzen: Der Standard rutschte in kurzer Zeit auf "sub-libral", d.h. der As wog nur noch durchschnittlich 270 Gramm. Aus dieser Periode stelle ich hier meinen Semis vor - also die Hälfte vom As, und mit 135 Gramm passend.

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Münzen in dieser (Gewichts)kategorie wurden gegossen, weil eine Prägung ob des Gewichtes nicht möglich war. Nur wenige Jahre später war der Gewichtstandard so weit abgerutscht, dass man selbt die grossen Nominale prägen konnte: Der As rutschte von semi-libralem Standard auf Sextantal-Standard ab, wog also nur noch gut 50 Gramm. Das hatte nicht nur den Vorteil, dass man fortan die Nominale prägen konnte, sondern sparte auch Material für die überaus wichtige Waffenherstellung für die Kriegsführung.

Die Münze wird datiert auf 225 - 217 v.Chr., dargestellt auf dem Avers ist Saturn. Auf der Rückseite eine Prora (Schiffsbug). Sowohl Vorder- und Rückseite zeigen ein "S" (für Semis, also für ein Halbstück des As). Klassifizierung: Cr. 35/2; Vecchi ICC 76; Haeberlin pl.16,5.

Grüsse
Rainer
 
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Ein sehr schönes Beispiel für die Aes grave. Man bedenke, dass vor der Einführung dieser Stücke Aes rude als Zahlungsmittel verwendet wurden, das waren wenig konturierte Bronzebrocken.
Wenn man bedenkt, welch hohe Stufe die Münzprägekunst zur selben Zeit in Griechenland erreicht hatte muss man sich über diese Aes grave und zuvor Aes rude wundern. Es wird angenommen, dass Natural- und Tauschwirtschaft im italischen Raum noch eine weit größere Bedeutung hatte als in Griechenland. Diese schweren Brocken Bronze waren für den Handel zweifellos auch nicht gerade handlich, was neben den von Nummis richtig dargestellten militärischen Gründen die Einführung der Silberdenaren begünstigte, die ab dem zweiten punischen Krieg Bedeutung gewannen.
 
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Ich muss mich wirklich mal mit dem Thema mehr befassen. Wenn ich antike Münzen sehe, bin ich begeistert und dann vergesse ich es wieder.
@gordian und @nummis durensis könnt ihr ein Anfängerbuch empfehlen? Nur zum besseren Verständnis, nicht zum Sammeln.
 
Schwieriges Thema. Zu antiken Münzen gibt es natürlich eine Menge Spezialliteratur je nach Sammelgebiet (Römer, Griechen, Epoche etc) und meist sind diese Bücher aufgrund der niedrigen Auflagen auch noch recht teuer. Bei Durchsicht ist mir ein recht neues Buch aufgefallen, heißt "Antike Münzen sammeln - Einführung in die griechische und römische Numismatik" Ist ziemlich neu, Kostet so 30 €, ich habe natürlich keine Ahnung, wie das Buch ist. Aber immerhin 2.Auflage aus diesem Jahr. Der Beschreibung nach könnte das aber was für Dich sein.
Große Gefahr dabei : Du fängst doch an zu sammeln. Das läßt Dich dann nicht mehr los.
 
Nein, ich fange definitiv nicht an zu sammeln. Mir reichen meine Sammlungen an Büchern, Schuhen, Handtaschen, Halsketten ...
Wenn ich wieder zu Hause bin, schaue ich mir das Buch mal an. Herzlichen Dank für den Tipp.
 
Bei Sammlern antiker Münzen gibt es prinzipiell zwei Typen. Typ 1 sammelt vorwiegend unter ästhetischen Gesichtspunkten. Besonders Sammler von griechischen Münzen gehören oft in diese Kategorie. Griechische Münzen aus der klassischen Zeit sind einfach schön.
Typ 2 sammelt nach historischen Gesichtspunkten , natürlich sind auch dort gut erhaltene Stücke begehrter aber ich kenne Sammler, die nehmen auch seltene Stücke in mäßigen Erhaltungen. Römersammler gehören häufig in diese Kategorie.
Natürlich ist all das auch eine finanzielle Frage aber für Anfänger und junge Leute gibt es durchaus auch 2000 Jahre alte Stücke für 20-50 €. Durchaus nette Sachen mit gut erkennbaren Porträts und Umschrift. vor allem aus konstantinischer Zeit und etwas später. Nach oben natürlich keine Grenzen, wie der jüngst versteigerte Aureus des Brutus mit dem EID-MAR Motiv gezeigt hat. 3,4 Millionen. So eine Art heiliger Gral der Römersammler.
Übrigens : Der Materialwert spielt bei antiken Münzen eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Das teuerste Stück, das ich je in einer Versteigerung gesehen habe war eine griechische silberne Tetradrachme für 250.000 Mark. Materialwert etwa 12 €.
Noch schöner, Ein Bronzesesterz für 30.000 €. Materialwert etwa 20 Cent. Das nur zur Illustration. Als reine Geldanlage sollte man antike Münzen nicht sammeln. Das kann schiefgehen. Von Fälschungen ganz abgesehen.
Aber ein ideales Hobby für historisch interessierte Menschen.
 
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