Rätseln, um das Rom-Gedächtnis zu trainieren

Ich denke an eine Schriftstellerin , die in Rom lebte, und sich an drei verschiedenen Adressen aufhielt. Eine Adresse mit Aussicht auf die Pyramide und Nähe des Aventin ist mir leider bei ihr nicht bekannt. Dann kann sie wohl nicht die Gesuchte sein, oder?
 
Danke für die Auffrischung ;) der Erinnerung an ein vergänglich-labiles Verhältnis. Wie fast alles bei ihr labil. Mit Ausnahme vielleicht ihrer Neigung zu Rom, die im Vergänglichen endete. Und auch er: wohl nicht nur im Werk labil schwankend in der Suche nach Subjekt und Identität.

Und danke für die Mitnahme auf den Spaziergang am meteorologischen Herbstanfang. Sie hat es nicht mehr erlebt, aber was er wohl gedacht haben mag, als sie fürs höchste Staatsamt auf den Schild gehoben wurde? "Gut gehandwerkt"? In der Rückschau auf keinen Fall, hatte sie doch (wie andere auch) Teile ihres Lebens ausgeblendet, verdrängt, kleingeredet, verfälscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar doch! Auch diese gesuchte Schriftstellerin lebte zeitweise in Rom. Sie war mit einem Theologieprofessor sehr befreundet.
 
Der Feiertag ist vorbei und ihr habt es natürlich erraten, mit wem ich diesmal in Rom unterwegs war; complimenti!

Der Spaziergang an einem Septembertag führte von ihrer Wohnung auf dem Aventin, von deren Terrasse sie die Pyramide und die Vorhalle von San Saba im Blick hatte. Der Morgenspaziergang führt sie hinauf nach Sant'Anselmo. Wenn sie es schafft, ein gewissen Arbeitspensum bis mittags zu bewältigen - bis zum Kanonenschuß vom Gianicolo -, dann darf sie am Nachmittag ans Meer fahren - über die Viale Cristofero Colombo nach Ostia Lido. Von dort aus geht es – vorbei an den Ausgrabungen von Ostia (und der Schafherde - hier mit dem Gedanken "Schäfchen zur rechten, hast was zu fechten" wegen der Unterredung, die ihr bevorsteht) zum Flughafen, um eine Bekannte, die auf der Durchreise war, zu treffen.
Der Abendspaziergang führt wieder hinauf auf den Aventin, um dort eine Postkarte an ihren Sohn in den Briefkasten zu werfen. Bevor sie wieder in die Wohnung zurückkehrt noch ein Blick vom Garten neben Sant'Alessio und auf das Orangenbäumchen bei Santa Sabina.

Die Rede ist natürlich von Luise Rinser. Ich bin bei der Lektüre des Briefwechsels Bachmann/Frisch wieder auf sie aufmerksam geworden.
Quelle/Zitat aus "Bachmann/Frisch, Wir haben es nicht gut gemacht, Briefwechsel"S. 232 – Brief 130, 3.3.1961
Nämlich es war ein Abend in der Bibliothek, Rinser. Hat wie ein Mädchen dagestanden, auf Distanz lecker, hat sehr gut gelesen, Literatur, katholisch vergrösserte Niedlichkeit, gut gehandwerkt, Literatur von jenen 97 %, deren Anfertigung wegen Ueberflüssigkeit streng bestraft werden müsste. Aber was denn mache ich?
Wenn man so ihre Biographie liest, dann könnte man meinen, sie sei schon eine recht "schillernde" Persönlichkeit gewesen (auch was ihre Freundschaften betraf), neben Erfolgs- auch Schattenseiten-
... hatte sie doch (wie andere auch) Teile ihres Lebens ausgeblendet, verdrängt, kleingeredet, verfälscht.
... als sie fürs höchste Staatsamt auf den Schild gehoben wurde?
Hätte man sie sich als Bundespräsidentin vorstellen können? (Wohl eher nicht ;) .) Von den Grünen wurde sie 1984 als Kandidatin vorgeschlagen...
Immerhin sind die Werke von Luise Rinser vielfach verlegt und gelesen worden und brachten ihr soviel Geld ein, dass sie sich ab 1965 nach Rocca di Papa in ihr selbst entworfenes Anwesen/Haus zurückziehen konnte. Vorher hatte sie ab 1959 in Rom gelebt.


Es war mir eine Freude, dass ihr mitgeraten habt, danke dafür.
 
Wenn ich am heutigen Gedenktag in Rom wäre, dann würde ich gerne über die Piazza Navona spazieren – aber nicht in dem Gedränge, das anscheinend heutzutage hier herrscht, sondern lieber zu vergangenen Zeiten,


als man noch in Ruhe seinen Cappuccino trinken konnte,


auf einer der Steinbänke das gemäßigte römische Leben betrachtete


oder durch die umliegenden stillen Gassen geruhsam spazierenging und in die eine oder andere Kirche hineinschaute.


Gut, nicht immer waren die Zeiten geruhsam und die Gassen ansehnlich –


wie mag es wohl noch einige Jahrhunderte früher hier zugegangen sein? Vielleicht sah es dann so ähnlich aus ... was man auf den Bildern aus vergangenen Jahrhunderten natürlich nicht sieht, z.B. hier (19. Jh.) oder da (18. Jh.)


oder hier (17. Jh.) oder auch noch früher...

„Ach, wie viel hängt doch davon ab, in welche Zeit auch ...“
das Reisen fällt. ;) Tja, so spaziere ich heute eben in Gedanken durch diese Gassen von früher, betrete die eine oder andere Kirche - und nehme ein passendes Buch als „Rom-Lektüre“ mit.
 
Da bin ich gespannt auf die Auflösung. Alle Ideen oder Assoziationen, die der Rätseltext auslöste, führten ins Leere. Dafür weiß tacitus jetzt alles über den 14. September, nicht aber, welches Gedenken hier passen sollte.
 
Komme da auch heute, am 15. 9., nicht weiter, obwohl ich im vergangenen Jahrhundert auch mehrmals in Rom war :). Bin ebenso gespannt auf die Auflösung.
 
Ja, diesmal kein runder Geburtstag, sondern ein runder Todestag. Es ging, wie ihr alle erraten habt, um Hadrian VI., der am 14. Sept. 1523 verstorben ist.
Vor fünfzig Jahren sah es in den Gassen hinter der Piazza Navona manchmal so aus -


vielleicht so ähnlich auch vor 500 Jahren ?
Hadrian überlebt sein Eingeständnis des eigenen Scheiterns nur um wenige Monate. Nach einem nur anderthalbjährigen Pontifikat stirbt er am 14. September 1523. Ob an einem Fieber oder an Gift? Darüber streiten die Historiker bis heute.

Ich dachte schon, ich würde keine foristi auf meinem Streifzug durch diese Gassen treffen, vielleicht, weil ich einen anderen Eingang als den Haupteingang zur Kirche S. Maria dell'Anima genommen habe?



Wie auch immer, nun sind wir ja alle angekommen.
Die einstige deutsche Nationalkirche „Santa Maria dell’Anima“ ist deutschen Gläubigen in Rom bis heute ein Stück Heimat in der Fremde. In der kühlen Stille der im 14. Jahrhundert erbauten Kirche ruhen Angehörige der berühmten Kaufmannsfamilie Fugger – und der letzte Papst aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, Hadrian VI. Sein prachtvolles Grabmonument aus Carrara-Marmor zeigt ihn mit kummervollem Blick zur Seite geneigt, wie schlafend. Die Inschrift unter dem Sarkophag, ein Wort des römischen Gelehrten Plinius, spielt auf die unglücklichen Umstände seines Pontifikats an:
„Proh dolor! Quantum refert in quae tempora vel optimi cuiusque virtus incidat.“
„Ach, wie viel hängt doch davon ab, in welche Zeit auch des besten Mannes Wirken fällt.“
Zitate aus: DLF Hadrian VI. ...


Also „Rom-Lektüre“ für diesen Spaziergang hatte ich das Buch Die nackten Masken" von Luigi Malerba dabei. In diesem historischen Roman zeichnet Malerba ein „Sittengemälde“ der römischen Geistlichkeit bzw. Gesellschaft aus der Zeit um die Wahl von Adrian von Utrecht zum Papst und parallel dazu seine Reise von Spanien bis zur Ankunft in Rom.

Ich freue mich, dass ihr wieder mit dabei gewesen seid auf unserem Spaziergang durch Rom und bedanke mich für's Mitraten. :)
 
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