Rom-Mosaik II

Teil 2 des Rundgangs durch die Räume des Schlosses von Caserta

Teil 1 des Rundgangs durch das Schloss von Caserta führte bis zur Sala di Marte (Mars-Saal). Der folgende Raum ist die Sala di Astrea (Astrea-Saal). Ich kann nicht mehr nachvollziehen wieso, aber hier habe ich leider nur wenige Photos gemacht.

Der Raum wurde, wie der Mars-Saal, von Joachim Murat in Auftrag gegeben. Er verdankt seinen Namen der Göttin Astrea. Sie ist in der griechischen und römischen Mythologie die Göttin der Gerechtigkeit. Sie ist u.a. in einem goldglänzenden Relief an einer der Schmalseiten des Raums abgebildet und zwar zwischen Herkules und der Personifizierung des Königreichs beider Sizilien. Siehe hier und hier. Ihr gegenüber ein ähnliches Relief mit der Darstellung der Göttin Minerva als Verunft zwischen Figuren der Stabilität und Legislatur. Siehe hier.
Die Lilie der Bourbonen in der Hand von Herkules ist eine Ergänzung aus der Zeit der Restauration.


Detail im oberen Bereich einer Wand
Das Deckengemälde zeigt Astrea, begleitet von Wahrheit und Unschuld. Sie ist dabei die Anmassung, die Unwissenheit und den Fehler zu vertreiben. Die Göttin trägt die Züge von Königin Caroline Bonaparte, jüngste Schwester Napoléons und Ehefrau Murats. An ihrer Krone wurde nach der Restauration, wie bei Herkules, die Lilie der Bourbonen ergänzend eingefügt. Siehe hier. Meine beiden Photos des Deckengemäldes, aufgenommen einmal beim ersten und einmal beim zweiten Durchqueren des Raums :


Wie man auf der oben zu sehenden Informationstafel erkennt, wird ein wichtiges Ereignis aus der Geschichte dieses Raums nicht erwähnt und ich habe erst später davon erfahren. In der Sala die Astrea wurde nämlich am 29. April 1945 die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien unterzeichnet, die sogenannte "Resa di Caserta".
Insomma, se festeggiamo il giorno della liberazione il 25 aprile (in occasione della proclamazione dell’insurrezione a Milano, con il discorso “Arrendersi o perire!” di Sandro Pertini), in realtà l’atto ufficiale che vide la fine della guerra arrivò qualche giorno dopo, ma 800km più in basso.
D.h.: Kurz gesagt, wenn wir den Tag der Befreiung am 25. April feiern (anlässlich der Ausrufung des Aufstands in Mailand mit der Rede von Sandro Pertini „Ergebt euch oder geht unter“), so erfolgte der offizielle Akt, der das Ende des Krieges bedeutete, in Wirklichkeit einige Tage später, aber 800 km weiter entfernt.
Quelle: La resa di Caserta del 1945, quando nella Reggia finì la II Guerra Mondiale Italienische Seite mit historischem Bildmaterial.


Die Sala di Astrea ist der Vorraum der Sala del trono (Thronsaal).


Hier wurde zum Zeitpunkt unseres Besuchs der Fussboden von mehreren Restauratoren instandgesetzt. Wegen der laufenden Arbeiten war der mit blauem Samt bezogene Thron vorüberghend aus dem Raum entfernt worden. Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass die Arbeiten nun abgeschlossen sind. Siehe: Königspalast von Caserta, Abschluss der Restaurierungsarbeiten an den Königlichen Gemächern.


Basreliefs aus Stuck und Gold, den Ruhm abbildend.


Das prachtvolle Deckenfresko ist ein Werk aus dem Jahr 1844 von Gennaro Maldarelli.
Es zeigt die feierliche Grundsteinlegung des königlichen Schlosses am 20. Januar 1752
Nun befinden wir uns in der Sala del Consiglio, dem Ratssaal.

Besonders gut gefielen mir dort folgende Gemälde und zwar wegen ihres Rom- respektive Vatikan-Bezugs


Links: "Cornelia, Mutter der Gracchen" von Francesco Oliva (1807 bis 1861)

Rechts: Eine Zigeunerin sagt Felice Perretti di Montalto seinen Aufstieg zum Papst unter dem Namen Sixtus V. voraus.
Von Tommaso de Vivo (1787 bis 1884)
Anschliessend kommt man zu einer Reihe kleinerer Räume mit verschiedenen Ausstellungsstücken:




Links und Mitte: Modell für Karussell


Links: Aufzug
Rechts: Wiegen aus dem Königshaus der Savoyer


Sänfte
Dann gelangt man zu den Gemächern von Joachim Murat in der Zeit seiner Regierungsperiode als König von Neapel:

Dann gelangt man noch einmal in bereits durchschrittene Räume um schliesslich vom Alexander-Saal aus noch zu einigen letzten Räumen des 18. Jahrhunderts.

Die Säle der Jahreszeiten
Frühlingssaal


Man beachte die Abbildung des Vesuv


Sommersaal


Herbstsaal


Wintersaal


Wohnräume König Ferdinands IV. und seiner Frau Maria Karolina von Österreich





Decke mit Götterdarstellungen z.B. Juno, Merkur, Apoll und Mars im Arbeitszimmer Maria Karolinas


Links: Saal der Hofdamen


Rechts: Erster Lesesaal der Hofbibliohek




Hofbibliothek, entstanden auf Wunsch der Königin und in weniger als drei Jahren fertiggestellt.
Als krönender Abschluss folgte dann noch die königliche Weihnachtskrippe. Diese wurde 1988 nach der Vorlage derjenigen von 1844 wieder zusammengestellt. Unter dem blauen Sternenhimmel herrschte eine bezaubernde Atmosphäre im Saal.


Danach folgte ein allerletzter unmöblierter Raum. Er besitzt eine Decke mit Jagdmotiven und dort hängt das Bild eines indischen Elefanten:

Der Maler Pellegrino Ronchi zeigt uns hier einen Elefanten, hinter dem sein Wärter in türkischer Uniform zu sehen ist. Der bedauernswerte Dickhäuter kam 1742 als Geschenk Sultan Mahmuds I. aus dem Osmanischen Reich nach Neapel. Ihm war kein langes Leben beschert, er starb 1756. Quelle.

Wir haben sicher nicht alles gesehen, so gibt es z.B. auch ein Schlossttheater, welches aber an diesem Tag nicht im Rundgang enthalten war. Es war ein wunderschöner Ausflug, an den ich auch jetzt noch mit grösstem Vergnügen denke. Unsere Rückfahrt nach Rom verlief ebenso entspannt wie die Hinfahrt und wir beschlossen den Tag mit einem guten Mahl. Leider war es auch schon das Abschiedsmahl denn am nächsten Morgen blieb, besonders mir, wenig Zeit vor der Fahrt nach Fiumicino.
 
Der gestern als Baustelle zurückgelassene Teilbericht über den Park und den Englischen Garten von Schloss Caserta ist nun fertiggestellt. Wegen des Seitenumbruchs verlinke ich ihn hier: Rom-Mosaik II. In ein paar Tagen wird es dann weitergehen mit Bildern aus den herrlichen Innenräumen.
 
Ich habe eben einen ersten von zwei Beiträgen zu den königlichen Gemächern von Schloss Caserta fertiggestellt. Da ich für denselben eine Baustelle angelegt hatte, verlinke ich zum Beitrag Seite 8 in diesem Thread: Rom-Mosaik II. Viel Vergnügen beim Betrachten!

In Kürze geht es weiter mit dem 2. und letzten Teil des Rundgangs.
 
Wie schön, dass ihr alles das anschauen konntet. Und auch die Beschreibung ist von gewohnt hoher Qualität.

Im Übrigen habe ich geschmunzelt über diesen zeitnahen Zufall:
Wem das Treppenhaus nun irgendwie bekannt vorkam, der war entweder bereits in Caserta, oder hat es erst vor einigen Tagen im Trailer zum zukünftigen Film "Konklave" gesehen, resp. auf einem Photo in einem ebenfalls in diesem Thread "Konklave" mit Ralph Fiennes verlinkten Artikel.
Es hatte also wohl "der englische Patient" immer schon einen Sinn für außergewöhnliche Szenarien. ;)
 
Dass Schloss Caserta Drehort für den Film war, wusste ich auch vor meinem eigenen Hinweis auf den Film nicht, und habe auch nicht schlecht über diesen Zufall gestaunt. Dies nur noch ganz am Rande erwähnt: Einen römischen Drehort habe ich ebenfalls ausgemacht, den Cortile del Pozzo von Santo Spirito in Sassia. Dort war ich zwar nur einmal während eines heftigen Regenschauers im Winter, aber zur Wiedererkennung hat es gereicht.
 
Nun habe ich den ganzen Tag etappenweise am Bericht über Teil 2 unseres Rundgangs durch die Räume des Schlosses von Caserta gebastelt und hoffe, dass er ein wenig Freude bereitet. Siehe ganz oben auf dieser Seite: Rom-Mosaik II
 
Ja, es war ein wirklich wunderbares Erlebnis. Dir schönen Dank für die aufmerksame und freundliche Begleitung hier im Thread. Freut mich wenn die Bilder gefallen haben!
 
Es war ein wunderschöner Ausflug, an den ich auch jetzt noch mit grösstem Vergnügen denke.

Diese Aussage kann ich uneingeschränkt teilen!

Es war mir eine große Freude, durch deine detaillierten Schilderungen zu Schloß und Park, sowie den dazu eingefügten
Fotos, diesen wundervollen Ausflug nach Reggia di Caserta noch einmal Revue passieren zu lassen.

Da ich die neapolitanischen Krippen besonders mag, war ich von der im Schloß gezeigten großen Krippe total
begeistert und beeindruckt. Ich hätte beim Betrachten noch viel länger verweilen können. Vielleicht ergibt sich ja
irgendwann eine Gelegenheit den Besuch dort zu wiederholen.
 
Schönsten Dank für die freundlichen Worte. Ein Zweitbesuch von Caserta wäre bestimmt kein Opfer. ;)
Die Nachbereitung dieses Tages hat mir ebenfalls viel Freude bereitet und durch Lektüre habe ich neue Einblicke in die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner durch die Zeiten erhalten.

Nächste Woche stelle ich vielleicht noch einen winzigen Abschiedsbilderbogen zu diesem Rom-Reisebericht zusammen. Danke allen geneigten Leser, die ihn bisher verfolgt haben!
 
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