Rom im April 2024

Lieber Padre,
Wie schön, deinen Reisebericht zu lesen und in Gedanken mit dir durch das frühlingshafte Rom zu schlendern!
Ich wünsche dir erholsamen Urlaub und freue mich auf die Fortsetzung deines Berichts!
 
Bevor es mit meinem Bericht weiter geht, möchte ich mich für eure Urlaubswünsche und das nette Feedback bedanken. Unter anderem war ich in Bayreuth und konnte eine Aufführung von Tristan und Isolde erleben.
Keats und Co. sind eine spannende Lektüre, auf die ich auch erst bei einem Besuch auf dem Cimentero acattolico gestossen bin.
@Nihil Ich möchte mich auch mehr mit Keats und Co. befassen. Was würdest Du denn zum Einstieg empfehlen?
 
Von Dieben und Aposteln

Inzwischen war es schon Mittag. Unser nächstes Ziel war die Basilika San Paolo fouri le Mura. Als wir den Bahnsteig betraten stand eine Metro im Gleis, deren Türen geöffnet waren. Aus dem Inneren des Wagens vernahmen ein lautes Schimpfen und Schreien. Anscheinend ging es um zwei junge Frauen, die man bei einem Diebstahl erwischt hat. Die jungen Frauen wurden von zwei gelangweilt wirkenden ATAK-Mitarbeitern „abgeführt“ und die Metro setzte ihre Fahrt fort. Als wir die Metro Station San Paolo verließen, sahen wir eine kleine Bar und uns wurde schlagartig bewusst, dass wir unbedingt einen Cappuccino bräuchten. Inflation hin oder her, die Cappuccino-Preise sind in Italien nicht so in die Höhe geschossen, wie hierzulande. In dieser Bar, aber auch in einigen in Monteverde war man mit 1,30 € pro Tasse dabei und selbst im Cento storico waren die Preise nicht viel höher, wenn man am Tresen trank.

Wir betraten San Paolo und waren zunächst schon enttäuscht, denn das gesamte Mittelschiff war mit Flatterband abgesperrt. Der Grund für die Sperrung war nicht zu übersehen, denn es befand sich eine Arbeitsbühne im Mittelschiff. Wir konnten nicht ausmachen, ob die Decke gereinigt, oder die Deckenelemente auf ihre Festigkeit hin überprüft wurden. Vom rechten Seitenschiff aus beobachten wir die Arbeiten und als der Korb mir den Arbeitern emporschwebte und die beiden Arbeiter immer keiner wurden, konnte man die gewaltige Höhe des Raumes erahnen. Bei vorigen Besuchen fiel mir dies nie so auf.



Von den 266 Papstmedaillons schenkten wir nur den Bildnissen der letzten Päpste unsere Aufmerksamkeit und stellten fest, dass Johannes Paul II. und Paul VI. nun mit einem Heiligenschein versehen auf die Besucher herabblicken. Unter dem Hautaltar befindet sich das Grab des Apostels Paulus. Ein Ort, den ich gerne besuche. Vor eineinhalb Jahren habe ich einen leichten Schlaganfall erlitten, von dem ich zunächst gar nichts mitbekommen habe. Eine Zeit später stellten sich Gangstörungen ein, die mich heute noch einschränken. Die Krankheitsbewältigung befand sich zum Zeitpunkt der Romreise auf dem Nullpunkt beziehungsweise sie bestand eigentlich nur aus Verdrängung. Ich stieg zum Grab hinunter und hielt mit dem Apostel Zwiesprache. Paulus litt unter körperlichen Gebrechen, wahrscheinlich unter Epilepsie und hat an der ein oder anderen Stelle auch davon berichtet. So findet man in 2 Kor 12 folgende Aussage: „Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.“

Na ja, er hat sich auf jeden Fall mit seiner Krankheit auseinander-gesetzt und sie zu deuten versucht. Seiner Theologie gemäß ist ihn das anscheinend auch gelungen und er konnte damit leben. Ich würde diesen Satz allerdings so nicht unterschreiben, aber das mit dem „Stachel ins Fleisch“ kann ich gut nachempfinden. Gerade in Rom ist mir „mein Stachel“ wieder schmerzlich bewusstgeworden. Was bin ich bei früheren Besuchen unbeschwert durch die Stadt gelaufen – und was für ungeahnte Entdeckungen machte ich bei diesen Spaziergängen. Und nun bewegte ich mich an einem Stock und war nicht wesentlich schneller als eine Schnecke. Nebenbei sei angemerkt, dass Rom keine besonders behindertenfreundliche Stadt ist, aber dafür sind die Römer sehr hilfsbereit, verständnisvoll und zuvorkommend. Als ich Confessio wieder hinauf stieg war eines für mich klar: Ich will und muss mich mit meiner Krankheit auseinandersetzen.

Im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes sagt Paulus ein wenig später: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Nichtsahnend, dass sich nur wenig später die Wahrheit dieses Wortes zeigen sollte, schauten wir uns noch im Atrium der Basilika um und warfen einen kurzen Blick in den Souvenirladen und verließen dann San Paolo und gingen zurück zur Metrostation. Der Bahnsteig in Richtung Innenstadt war voll mit Schülern und wir einigten uns, die übernächste Bahn zu nehmen. Als die erste Metro einfuhr und alle eingestiegen waren, forderte uns eine junge Frau in der Bahn auf dazu zusteigen. Wir gaben ihr zu verstehen, dass wir auf die nächste Metro warten würden. Umberto und ich unterhielten uns weiter, dann kam unsere Metro und gerade als ich einstieg spürte ich eine Hand an der Gesäßtasche meiner Hose. Blitzschnell drehte ich mich um, schlug mit meinen Stock um mich und schrie einige italienische Schimpfworte aus. Die junge Dame, die uns eben noch nett aufforderte zuzusteigen, war anscheinend aus der ersten Bahn ausgestiegen und nun dabei mich zu bestehlen. Mit meiner Reaktion hatte sie nicht gerechnet und zog unverrichteter Dinge ihre Hand zurück und suchte dann das Weite. Umberto und ich waren uns sicher, dass sich bei der Taschendiebin um eine der Frauen handelte, die auf der Hinfahrt als Langfinger ertappt wurde. Der Schrecken saß tief in mir und ich war froh, dass nichts gestohlen wurde und dass die Übeltäterin anscheinend eine Anfängerin war. Das Geld wäre verschmerzbar gewesen, aber im Portemonnaie waren natürlich Scheckkarte und Ausweis. Der Ärger über mich selbst war groß, denn nachdem ich meinen Cappuccino in der Bar bezahlt hatte, steckte ich meine Geldbörse wie gewohnt die Hose und nicht in die Innentasche meiner Jacke. Ein großer Fehler, der zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Wir fuhren bis zur Station Colosseo und von dort aus weiter mit dem Bus zur Area sacra.
 
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Lieber Padre,

willkommen zurück aus dem Urlaub und danke für die Fortsetzung deines Reiseberichts. Dass es dir gesundheitlich so schlecht ergangen ist, tut mir von Herzen leid und ich kann nur hoffen, dass es dir inzwischen sowohl körperlich als auch psychisch ein Stück weit besser geht. Gut, dass Rom in dir Kräfte mobilisiert hat, dich mehr mit deinem Problem auseinanderzusetzen.

Bravo für deinen Mut gegenüber der Taschendiebin. Ein Glück, dass du mit dem Schrecken davongekommen bist!
 
Ein Berichts-Teil nicht ohne eine gewisse Dramatik - und das meine ich durchaus nicht ironisch.

Complimenti für deine beherzte und erfolgreiche Gegenwehr! :cool:

Wenigstens und zum Glück bekamt ihr es nicht zu tun mit dieser "modernen" Form von Raubüberfall: Taschendiebe gehen mit Pfefferspray auf Touristen los.

Außerdem natürlich beste Wünsche für fortschreitende Gesundung.
 
Leider erlebt fast jeder häufige Rombesucher mal einen Versuch der römischen Taschendieb-Gilde. Mir selbst ist das in all den Jahren zweimal passiert, glücklicherweise blieben die Diebstähle wie bei Dir im Versuchsstadium stecken. Da brauchst Du Dich nicht zu ärgern, so was passiert jedem Mal, der erste Versuch bei mir (in der U-Bahn) war auch auf ein kleines Versäumnis meinerseits zurückzuführen,
Es tut mir sehr leid, dass es Dir derzeit nicht so gut geht. Dieses Krankheitsbild kann sich jedoch im Lauf der Zeit durchaus wieder bessern. Verlier nicht den Mut. Courage, Padre.
Davon abgesehen ist dein Reisebericht wie stets einer der Besten im Forum. Complimenti.
 
ich kann nur hoffen, dass es dir inzwischen sowohl körperlich als auch psychisch ein Stück weit besser geht.
Außerdem natürlich beste Wünsche für fortschreitende Gesundung.
Psychisch geht es mir auf jeden Fall besser, inzwischen habe ich auch eine Reha hinter mir, die da sehr hilfreich war. Mit dem Gehen ist es noch nicht viel besser geworden, aber auch da gibt es kleine, ganz kleine Fortschritte.
Dieses Krankheitsbild kann sich jedoch im Lauf der Zeit durchaus wieder bessern. Verlier nicht den Mut. Courage, Padre.
Das tue ich bestimmt nicht. Und vielen Dank die Lorbeeren!
 
Lieber Padre,

ich danke dir herzlich für die Fortsetzung Deines Berichtes - auch wenn er doch aufregende Passagen enthält.
Das mit dem Diebstahl ist dem BEVA ja tatsächlich in Venedig passiert - auch bei ihm eigentlich Nachlässigkeit und sehr geschickt genutzte Gelegenheit seitens der Diebe, damals leider erfolgreich. (Bericht: - Venedig Ostern 2014 - Colomba und Habicht)
Gesundheitlich auch von mir die besten Wünsche, du scheinst da zuversichtlich zu sein, sehr gut!
Ich freue mich auf die weiteren Berichtsteile und grüße sehr herzlich!

Angela
 
Auch von mir die besten Wünsche für einen guten Fortschritt in Sachen Gesundheit. Es ist ja zu bewundern, dass du trotz der Einschränkung die Romreise gewagt hast.
Es freut mich, dass es mit dem erlebnisreichen Rombericht weitergeht und er nun auch mit schönen Bildern dazu bestückt wird. Erlebnisreich, denn Langfinger können jedem, auch erfahrenen Rombesuchern , über den Weg laufen (oder im 64er Bus als "Scheinschwangere" entgegenfallen, wie uns mal passiert (und das mit dem Erfolg, dass die Geldbörse, zum Glück mit wenig drin und ohne Papier u.ä., weg war)).
 
auch bei ihm eigentlich Nachlässigkeit und sehr geschickt genutzte Gelegenheit seitens der Diebe, damals leider erfolgreich.
Ein Jahr zuvor war ich mit einem Freund in Rom, der für einen kleinen Augenblick seinen Rucksack außer acht ließ. Damals habe ich den Dieb mit meinem Stock am Bein gestreift und er erschreckte sich und ließ den Rucksack fallen. An alle Diebe: Wenn Padre in der Stadt ist, fürchtet seinen Stock!

Langfinger können jedem, auch erfahrenen Rombesuchern , über den Weg laufen (oder im 64er Bus als "Scheinschwangere" entgegenfallen, wie uns mal passiert
Am schlimmsten finde ich, dass die Diebe die Hilfsbereitschaft und das Gute im Menschen so schamlos ausnutzen und das sie dafür sorgen, das man bei einer ähnlichen Begebenheit nicht mehr bereit ist zu helfen.
 
Von Katzen, Schildkröten und einen Mini-FT

Als wir am Kolosseum wieder das Tageslicht erblickten, fanden wir uns inmitten des Touristentrubel wieder, der genauso stark wie am Vortag war.


Es dauerte ein wenig bis der richtige Bus vorfuhr, der uns zu unserem nächsten Ziel brachte. Heiß, stickig und völlig überfüllt war es im Bus und auf der Via dei Fori Imperiali ging es nur im Schritttempo vorwärts. Auf der Piazza Venezia sahen wir die großen Betonsilos und Bauzäune der im befindlichen neuen Metro Linie. Am Largo di Torre Agentina stiegen wir aus, atmeten erst einmal durch und schauten uns „von oben aus“ die Area sacra an. Seit einiger Zeit kann man das Ausgrabungsgelände betreten und die Ruinen der Tempel aus der Nähe betrachten. Der Besucherandrang war sehr verhalten, wenn es hoch kam schauten sich drei bis fünf Besucher das Areal an. Das kann durchaus an der Tageszeit gelegen haben. Mit 5 Euro ist der Eintrittspreis durchaus akzeptabel.


Ich überlegte, ob ich nicht das Geld investieren sollte, da machte mich Umberto darauf aufmerksam, dass wir vor vielen Jahren dort unten schon mal waren und ich nicht begeistert gewesen sein soll. Ich konnte mich zuerst gar nicht daran erinnern, dann begann ich mich langsam daran zu erinnern und inzwischen habe ich auch Fotos gefunden, die das belegen. Es muss vor über 10 Jahren gewesen sein und warum die Area Sacra zu diesem Zeitpunkt zugänglich war, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Aber eines kann ich sagen, die Stege auf den die Besucher gehen, um sich alles genau anschauen zu können, gefallen mir überhaupt nicht. Sie nehmen dem ganzen Areal seine Natürlichkeit, rauben ihn sozusagen seine Unschuld. Das Wort Unschuld sollte man vielleicht an diesem Ort, wo Julius Caesar ermordet wurde, nicht verwenden. Erfreulicher Weise machte den Katzen, die dort beheimatet sind, der Trubel anscheinend nicht viel aus. Die Stege und Geländer halten die Menschen auf Abstand zu ihnen. Bei uns machte sich der Kaffeedurst bemerkbar und mir fiel eine Bar in der Nähe ein, die ich bei meinem letzten Besuch entdeckt hatte.

Die Bar Tartarughe befindet sich auf der Piazza Mattei direkt am Schildkrötenbrunnen. Die Bar hat, sagen wir es mal so, ein eher alternatives Publikum. Wir ließen uns im Außenbereich nieder und brachten nach all der Aufregung unseren Koffeinspiegel wieder auf einen anständigen Pegel. Das Plätschern des Brunnens, der zu einen der Meisterwerken des Barock zählt und von Giacomo della Porta entworfen wurde, beruhigte uns ungemein. Leider war er in keinen sonderlich schönen Zustand, denn auf den Brunnenfiguren hatten sich dicke, unansehnliche Kalkschichten gebildet und das Brunnenbecken hätte auch eine ordentliche Reinigung verdient.


Nach dem zweiten Cappuccino war der ärgerliche Diebstahlversuch vergessen und wir konzentrierten und auf die Dinge, die noch vor uns lagen.

Bei mir war es ein schon lang verabredetes Treffen mit ColleMarina und ihren BEVA. Wir wollten uns auf dem Campo de`Fiori Treffen und so machte ich mich auf dem Weg dorthin und streifte kurz durchs Ghetto und stelle einen großen Leerstand an Geschäften fest. Als ich auf dem Campo eintraf hatte ich noch ein wenig Zeit, um mir die Marktstände anzuschauen. Dazu hatte ich am Vortag überhaupt keine Gelegenheit. Da mein letzter Besuch fast genau 24 Stunden zurücklag, bot sich mir fast das gleiche Bild wie am Tag zuvor. Die Händler begannen langsam ihre Stände abzubauen und aufzuräumen.

Zum vereinbarten Zeitpunkt traf ich mich mit ColleMarina und ihren BEVA und wir setzten uns vor das Mercato und bestellten uns einen Aperitif. Die beiden waren vor ihren Romaufenthalt in Castel Gandolfo gewesen und berichteten über ihren Besuch der Sommerresidenz der Päpste und wir tauschten uns aus, was sich seit unseren letzten Besuchen alles in Rom verändert hat. So fiel uns auf, dass sich nicht nur der Schildkrötenbunnen, sondern zum Beispiel auch Tritonenbrunnen an der Piazza Barberini in keinem allzu guten Zustand befindet. Der Markt auf dem Campo hat sich in den letzten Jahren auch gewandelt. Weniger Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch, dafür zunehmend mehr Gewürze und Öle sowie mit einer steigenden Tendenz Touristenramsch. Das ist keine schöne Entwicklung! Übrigens, die kleinen Leckereien, die uns zu unseren Aperitifs serviert wurden, waren sehr köstlich. Als wir uns dann trennten, beschäftigte mich eine Frage, der beiden: Welcher Platz in Rom ist dein Lieblingsplatz? Aber später mehr dazu. Ich traf mich mit Umberto und wir fuhren nach Monteverde und weil es so schön war besuchten wir nochmals das Il Focolare.


Fortsetzung folgt.
 
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Das ist keine schöne Entwicklung! Übrigens, die kleinen Leckereien, die uns zu unseren Aperitifs serviert wurden, waren sehr köstlich.
Das stimmt! Aber auch sonst ist das Mercato eine gute Adresse zum Essen - wir hatten dort an zwei Abenden sehr, sehr leckere Pizza.
Als wir uns dann trennten, beschäftigte mich eine Frage, der beiden: Welcher Platz in Rom ist dein Lieblingsplatz?
Jetzt bin ich aber gespannt!
 
Bezüglich des Campo de Fiori können wir Padres Einschätzung nur bestätigen. Wir waren letztmals vor anderthalb Jahren dort und der jetzige Markt hatte mit dem vor 10 und 15 Jahren nicht mehr viel zu tun. Vorwiegend Gegenstände touristischen Interesses wie Öle und sonstige Feinkost oder gleich richtiger Touristenramsch. Kaum mehr richtige Marktwaren wie Obst und Gemüse. Fleisch und Fisch sucht man vergebens. Mit einem "normalen" römischen Markt hat das fast nichts mehr zu tun., gerade dass noch einige der alteingesessenen Geschäfte um den Markt herum existieren. Touristisch in Teilen interessant aber wenn jemand einen echten römischen Markt sehen will, wo Römer einkaufen, kann man den Campo de Fiori nicht empfehlen.
 
Lieber Padre,
was für schöne, aber auch aufregende Erlebnisse, wieder sehr anschaulich geschildert und wunderbar zu lesen. Es macht Spaß dir durch Rom zu folgen und Dank deiner schönen Schilderungen kann ich jeden Schritt mitgehen.
Zum Glück ist beim Versuch dich zu bestehlen alles gut gegangen und ich finde es super, dass du dich zur Wehr gesetzt hast. Wahrscheinlich dachten die Diebe, dass sie jemanden mit Stock besonders einfach berauben können.

Aber merke: Non provare mai a derubare Padre col bastone, fai attenzione, combatte come un leone!

Es tut mir leid, dass du nicht mehr so fit bist, aber leider wirft uns das Leben manchmal etwas hin, was wir dann akzeptieren müssen.
Es ist schön, dass du trotzdem reisen kannst, auch wenn es langsamer geht. Gerade in Rom kann man auch langsam so viel entdecken und oftmals mehr, als wenn man zu schnell durch die Stadt läuft.

Was ich damit sagen will: man muss einfach immer das Beste aus der Situation machen und überlegen, ob sie nicht doch irgend etwas positives mit sich bringt.

Was für ein schöner Zufall, dass du Colle Marina treffen konntest. Ich erinnere mich gerne an unser MFT vor 10 Jahren, ebenfalls auf dem Campo dei Fiori mit @Angela und @romfan

Dir weiterhin alles Gute lieber Padre, ich folge dir gerne weiter auf deinen Wegen durch Rom.
 
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Mit einem "normalen" römischen Markt hat das fast nichts mehr zu tun.
Ich war schon sehr lange nicht mehr dort, aber die kleine Markthalle "Mercato dell´Unita" an der Via Cola di Rienzo hatte, zu mindestens damals noch ein richtiges Marktflair.
Der ruft mir ein Mini FT vor einigen Jahren mit dir und einigen anderen Foristi auf dem Campo de Fiori in Erinnerung!
Auch ich erinnere mich gerne an unser Treffen. Ich habe mich öfter mit Foristi in Rom getroffen und es waren immer schöne und interessante Begegnungen.
ob sie nicht doch irgend etwas positives mit sich bringt.
Inzwischen bin ich auch zu diesem Standpunkt gelangt. Bei mir´s war ein weiter weg bis dahin. Ich war jetzt über 50 mal in Rom und habe so viel gesehen, da kann es auch langsamer vorangehen. Ganz herzlich Dank für Deine Rückmeldung!
Es ist ja zu bewundern, dass du trotz der Einschränkung die Romreise gewagt hast.
Ein Jahr zuvor war ich auch in Rom, da hat mir die Stadt einen richtigen "Auftrieb" gebracht. Bei dieser Reise erhoffte ich einen ähnlichen Effekt. Vor Reisebeginn habe ich schon mit mir gehadert, ob ich fliegen soll oder nicht.
Jetzt bin ich aber gespannt!
Ich werde einen kleinen Exkurs über Römische Plätze schreiben. Ich werde gleich eine "Baustelle" dafür anlegen. Bitte aber um Geduld.
 
Exkurs: Römische Plätze

Als mich ColleMarina fragte, welcher Platz in Rom mein Lieblingsplatz sei, war ich mit meiner Antwort sehr zögerlich. Mir fiel sofort eine Passage aus eines der Bücher von Reinhard Raffalt ein, in dem er römische Plätze beschreibt. Ich glaube der Abschnitt heißt auch „Römische Plätze“. Er beschreibt den Kapitolsplatz, die Piazza Navona und den Petersplatz. Seine Ausführungen über den Petersplatz haben mich beim Lesen völlig umgehauen. An Reinhard Raffalt schätze ich besonders seine Sprache und wie in dem Abschnitt über den Petersplatz seine tiefe Katholizität, die immer authentisch herüberkommt und nie in den Verdacht der Überheblichkeit oder der Anmaßung gerät. Trotz intensiver Suche habe ich das Kapitel leider nicht gefunden. Wenn jemand von Euch mir weiterhelfen könnte, wäre ich für eine entsprechende Angabe sehr dankbar

Piazza della Rontonda

Vor zehn bis fünfzehn Jahren hätte ich Franca Magnani beigepflichtet und die Piazza della Rotonda zum schönsten Platz Roms gekürt, mich zu ihr auf die Stufen des Brunnens gesetzt, zum Pantheon geschaut und ihrer unvergesslichen Stimme gelauscht. Damals war ich mindestens drei Mal im Jahr in Rom und bezog mein Quartier oft in der Nähe des Pantheons und habe diesen Platz zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten erlebt. Besonders wenn man früh am Morgen diesen Platz überquert und sich kaum ein Mensch dort aufhält, dann kann man wie die Römer sagen, die Brunnen singen hören. Und dieser Brunnen hat eine schöne Stimme aber auch einen ganz besonderen Charme.



Erbaut wurde er im Jahr 1575 und erhielt im Jahr 1711 unter Papst Clemens XI. sein heutiges Aussehen, das wir Giacomo della Porta zu verdanken haben. Gekrönt wird der Brunnen von einen 6m hohen Obelisken, der ursprünglich vor dem Tempel des Gottes Ra in Heliopolis stand. Auf der Spitze befindet sich eine Kartusche, die auf Ramses II. hinweist. Von den Brunnenfiguren mag ich am liebsten die Delphine mit ihren niedlichen Zähnchen, man kann den Eindruck gewinnen, dass sie Augenbrauen besäßen. Dieser Brunnen strahlt eine große Lebendigkeit, ja geradezu eine Verspieltheit und ganz viel Humor aus.


Auch die Freunde des Kaffees können auf der Rotonda ihre Leidenschaft nachkommen und im Tazza d` oro ein Tässchen genießen. Bis heute gibt es einen Streit darüber, ob das Tazza d`oro der das Sant`Euchstaccio den besten Caffè Roms zubereitet. Wenn ich auf dieser Piazza bin, fällt mir oft eine ganz kleine Begebenheit aus früheren Tagen ein. Eines Morgens wollte ich die Messe in Sant`Agnese in Agone besuchen und als ich an eines der Häuser auf der Piazza del Rotonda vorbeikam, hörte aus ich einem der höheren Stockwerke ein lautes Attenzione und Sekunden später landete eine Lache Wischwasser vor meinen Füßen. Auf diesem Platz begann vor Jahren eine Freundschaft mit einem Kollegen, wir trafen uns auf diesen Platz und an diesem Tag entstand eine Freundschaft, die bis heute anhält.

Petersplatz

Bei meiner ersten Romreise 1990 hätte ich eine ganz andere Antwort auf die Frage nach dem schönsten Platz Roms gegeben. „Schuld“ daran war Papst Johannes Paul I. Aber der Reihe nach. Als Albino Luciani Ende August 1978 zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde, war ich gerade mal neun Jahre alt und nicht katholisch, aber ich war total begeistert von diesem Mann, der so ganz anders als sein Vorgänger in der Öffentlichkeit auftrat. Seine Herzlichkeit und Freundlichkeit, sowie seine fröhliche Art den Menschen zu begegnen faszinierten mich ungemein. Als er nach nur 33 Tagen im Amt verstarb war ich wirklich traurig. Die folgende Papstwahl war die erste, die ich wirklich wahrnahm und mein Interesse für Rom und den Vatikan weckte. Mein Interesse an ihm blieb auch in den folgenden Jahren bestehen. So las ich das Buch von David A. Yallob Im Namen Gottes? Dort beschreibt der Autor einen Besuch der Vatikanischen Grotten und ich dachte mir: Da möchte ich auch mal hin. Im Sommer 1990 war es soweit und nach meinem abgeleisteten Zivildienst ging es allein und zum ersten Mal ins Ausland. Ich war damals fast 18 Stunden mit dem Zug unterwegs und mein erstes Ziel in war Rom St. Peter beziehungsweise die Grotten. Ich war fünf Tage in der Stadt und immer wieder zog es mich zur Peterskirche und zum Petersplatz hin. Natürlich hatte ich keine Ahnung von Gian Lorenzo Bernini und seine Gedanken, die er sich machte, als er diesen Platz plante und entwarf. Ganz tief in mir muss ich Berninis gewünschte Wirkung dennoch gespürt haben, denn ich fühlte mich auf diesen Platz geborgen. Ich weiß noch, wie ich am Ende dieser Reise auf dem Petersplatz stand, zur Benediktonsloggia schaute und bei mir dachte: Ich möchte katholisch werden, ich möchte zu dieser Gemeinschaft dazugehören. Es hat dann noch ein paar Jahre gedauert, bis es soweit war - und ich habe diesen Schritt, bei allem was man mit dieser Kirche auch hadern kann, keinen Tag bereut.



Im Laufe der Jahre sind viele Erinnerungen, die ich mit dem Petersplatz verbinde dazugekommen. So zum Beispiel ein Picknick, das ich mit einer guten Freundin dort im Jahr 2005 veranstaltete. Heutzutage wäre solch eine Aktion nicht mehr denkbar. Wir schnappten uns drei Stühle aus dem abgesperrten Bereich, einer davon diente uns als Tisch, dann packten wir Brot, Wein, Käse und Wurst aus und verbrachten mehrere Stunden dort. Prosteten immer wieder den noch ziemlich „neuen“ Papst Benedikt XVI. zu und waren glücklich darüber, dass die Kardinäle ihn gewählt hatten und sinnierten was sein Pontifikat wohl alles bringen werde? Wenn wir später über diese Stunden redeten, war eine häufig vorkommende Floskel: Weißt du noch, unser Picknick mit dem Papst …





Wiederum einige Jahre später, ich war in einem vatikanischen Haus für Kleriker an der Via della Conziliazione untergekommen. Jeden Abend besuchte ich mit einem älteren Mitbruder den Petersplatz und beteten zusammen den Rosenkranz. Dabei drehten wir Runde um Runde. Ein Gesätz dauert ziemlich genau eine Umrundung, wenn man außen und gemächlich läuft. Man kann den Petersplatz durchaus „privat“ erleben, ganz anders sind da die
Generalaudienzen, die in der Regel mittwochs auf dem Platz stattfinden und eine Mischung aus Volksfest und Katechese sind. Unvergesslich wird mir auch meine erste Messe sein, die ich auf dem Petersplatz mitgefeiert habe. Papst Benedikt XVI. nahm darin eine Heiligsprechung vor und es waren 40.000 Besucher aus aller Herren Länder versammelt und jeder konnte diesen Gottesdienst mitfeiern.



Und dann ist da noch der Obelisk, der erst seit 1586 dort steht. In Rom stand er ursprünglich im Circus des Nero, der sich zu Teilen auf dem heutigen Petersplatz befand. Der Überlieferung nach ist auf diesem Circus der Apostel Petrus hingerichtet und ganz in der Nähe begraben worden. Auf einer Kreuzwegstation des Campo Santo Teutonico sieht man Petrus im Circus des Nero und den Obelisken. Wenn Petrus tatsächlich dort gestorben ist, dann hat er in seiner letzten Stunde diesen Obelisken gesehen und dieser Stein ist so ein Zeuge der christlichen Geschichte geworden, angefangen bei Petrus über Karl dem Großen, Martin Luther bis zum II. Vatikanischen Konzil.


Und noch etwas bringe ich mit dem Petersplatz zusammen: mit nichts Großem und nichts Pompöses es ist eher schlicht und unspektakulär. Ich kann mich noch gut an die erste Begegnung erinnern, es war im Januar 2011. Versehentlich rempelte ich die Frau an und bat um Entschuldigung, danach ging ich ins Vatikanische Postamt und auf meinen Rückweg sah ich sie wieder. Die Frau stand fast regungslos und schaute einfach. Ihr Blick schien schon ein Ziel gehabt zu haben, aber ich vermochte ihn nicht auszumachen. Stunden später war ich nochmals auf dem Platz und sah sie wieder, diesmal hatte sie ihren Standort gewechselt, aber der Blick war der gleiche. In den folgenden Tagen sah ich sie immer, wenn ich den Petersplatz besuchte. Egal ob es morgens, mittags, abends war – sie war immer da. Sie schien den ganzen Tag auf dem Petersplatz zu verbringen. Ich muss zugeben, das bei den folgenden Reisen nach ihr Ausschau hielt und ich fand sie immer. Als ich im letzten Jahr in Rom war, sah ich sie auch nur war sie älter geworden, aber ihr Blick war immer noch derselbe. Ich frage mich, was bringt einen Menschen dazu Tag für Tag auf dem Petersplatz zu stehen und einfach nur zu schauen? Sucht sie die Nähe zu Gott, dem sie sich dort näher fühlt als anderswo? Loyalität zum Papsttum? Oder verbindet sie mit diesem Platz eine schöne Erinnerung, die sie mit jemandem geteilt hat, der nicht mehr lebt? Dieser Platz birgt sicher viele kleine, persönliche Geheimnisse und wo sind sie besser aufgehoben, als in der Herzkammer der Kirche.
 
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Ja, der Mercato dell`Unita, der größere Mercato Trionfale nördlich vom Petersdom, der Mercato Testaccio auf dem ehemaligen Schlachthofgelände und der Mercato Nuovo Esquilino (wenn auch etwas seltsam durch viele asiatische Lebensmittel wegen des dortigen Chinesenviertels) sind die uns bekannten "echten" Märkte für die jeweiligen Viertel, wo die dortigen Bewohner einkaufen. Der Campo de fiori ist für Leute, die öfter nach Rom kommen, etwas desillusionierend.. Allerdings hats da rundum doch einige interessante Fressläden und Gastronomie, weswegen wir dennoch immer wieder in die Gegend kommen.
Das ist übrigens keine spezifisch römische Erscheinung. Der berühmte Naschmarkt in Wien wird zum Beispiel bei jedem Besuch teurer und mehr "chichi", insbesondere die dortige Gastronomie. Die Stadtteilmärkte sind auch dort wesentlich ursprünglicher geblieben. Es ist nicht so schlimm wie am Campo de Fiori, man bekommt dort immer noch alle Sorten von Obst und Gemüse, auch Fleisch- und Milchprodukte aber es geht eben zunehmend in die selbe Richtung wie in Rom.
 
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In der Puntarelle-Saison kaufe ich sie immer noch am Abreisetag am Campo de fiori. Aber sehe schon lange niemanden mehr, der sie vor Ort putzt.

Der berühmte Naschmarkt in Wien wird zum Beispiel bei jedem Besuch teurer und mehr "chichi", insbesondere die dortige Gastronomie. Die Stadtteilmärkte sind auch dort wesentlich ursprünglicher geblieben. Es ist nicht so schlimm wie am Campo de Fiori, man bekommt dort immer noch alle Sorten von Obst und Gemüse, auch Fleisch- und Milchprodukte aber es geht eben zunehmend in die selbe Richtung wie in Rom.

Der Naschmarkt ist ja wesentlich größer und damit auch die Auswahl dort.
 
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